Schiffe im Sand

Bei klarem Wetter bietet sich Flugreisenden auf dem Weg von Almaty nach Aktau ein seltsames Schauspiel. Nach etwa eineinhalb Stunden Flug über meist hügelige Steppenlandschaft sind plötzlich deutlich Linien zu erkennen. Das Erstaunliche sind nicht die Linien im Sand, das Erstaunliche ist, dass unweit dieser Linien Schiffe im Sand liegen. Ein See oder ein Meer ist jedoch nicht zu entdecken. Informierte Reisende wissen, worum es hier geht. Dort, wo heute Schiffe im Sand liegen, war einmal das Wasser des Aralsees. Die Linien im Sand sind die früheren Uferlinien. Sie zeigen an, in welchem Maße das Wasser zurück gegangen ist. Und wirklich, nach kurzer Zeit taucht der Aralsee am Horizont auf – oder jedenfalls das, was davon übrig geblieben ist.

Der Aralsee mit seiner früheren Größe von über 70 000 Quadratkilometern war einmal der viertgrösste See der Welt. Heute ist seine Fläche nur noch halb so gross wie vor 40 Jahren. Der Wasserinhalt des Sees beträgt nur noch ein Viertel des früheren Volumens. Dagegen ist der Salzgehalt des Wassers heute sechsmal höher. Das heißt: Früher enthielt ein Liter Wasser fünf Gramm Salz, heute sind es mehr als 30 Gramm. Viele früher blühende Hafenstädte liegen heute kilometerweit vom See entfernt. Fischfang ist seit langem unmöglich. Der frühere Seeboden ist jetzt Salzwüste, deren Salz vom Wind in die angrenzenden Gebiete getragen wird und dort die Böden unfruchtbar macht. Die Versorgung des Gebietes mit Trinkwasser hat sich extrem verschlechtert, was negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat, die in der Nähe des Sees leben.

Was ist der Grund für die Katastrophe? Der Grund dafür ist der Eingriff des Menschen in die Natur. Jahrelang wurde den Flüssen Amudarja und Syrdarja Wasser entnommen, vor allem, um die Baumwollfelder in Usbekistan und Südkasachstan damit zu bewässern. Zuviel Wasser, wie sich jetzt herausstellt! In den Aralsee floss in den achtziger Jahren pro Jahr weniger Wasser als jährlich verdunstete. Dies führte zu den oben beschriebenen Schäden.

Gibt es eine Rettung für den Aralsee? Darüber zerbrechen sich Fachleute den Kopf. Es gibt verschiedene Ideen, z.B- die Idee, Wasser aus dem Kaspischen Meer, dessen Wasserspiegel ständig steigt und manche Küstengegend schon überflutet hat, in den Aralsee umzuleiten. Aber geschehen ist noch nichts. Und so wird die Naturkatastrophe und damit auch die Katastrophe für die Menschen immer größer. Wenn nicht bald eine Lösung gefunden wird, ist der Schaden unumkehrbar.


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