Abai – der Nationaldichter des kasachischen Volkes

Sie haben bei der Aufgabe 1 herausgegeben, dass es sich hier um die Übertragungen eines und desselben Gedichtes handelt. Aber von wem stammt das Original? Die guten Germanisten wissen: „ Über allen Gipfeln “ ist der Beginn des Gedichtes „ Wanderers Nachtlied“, das Johann Wolfgang Goehte 1780 an die Wand einer Jagdhütte bei Ilmenau in Thüringen geschrieben hat.

Viele Kasachen, die das Lied „Karangy tünde tau kalgyp“ kennen und lieben, wissen nichts von Goehtes Gedicht. Für manche ist das Lied einfach ein Volkslied oder sie kennen es als ein Gedicht von Abai, dem berühmten kasachischen Klassiker.

Wer war Abai?

Ibragim Kunanbajew, genannt Abai, wurde 1845 in einem Dorf unweit Semipalatinsk geboren. Sein Vater war ein reicher Feudalherr, der älteste Sultan in seinem Stamm. Mit neuen Jahren besuchte der kleine Ibragim die Medresse, die islamische religiöse Schule in Semipalatinsk. Dort lernte er die Literaturen des Ostens kennen und begann selbst Gedichte zu schreiben. Jedoch genügte ihm die Ausbildung in der Medresse nicht und so lernte er zusätzlich Russisch. Dadurch fand er den Zugang zur russischen Literatur und durch sie lernte er auch die grossen Autoren des Westens kennen.

Schon früh begleitete Abai seinen Vater in die kasachischen Auls, wo dieser die Verwaltung führen und Recht sprechen asss. Dabei studierte er die Folklore seines Volkes, sah aber auch dessen Armut und Unterdrückung. Wegen seiner Liebe zum einfachen Volk und wegen seines Sinnes für Gerechtigkeit war er bei den armen Kasachen sehr beliebt. Er sorgte in literarischen Werken sowohl für eine Verbesserung der Lebensverhältnisse als auch für die Hebung von Bildung und Kultur seines Volkes ein.

Abais Schaffen war sehr vielfältig. Er schrieb nicht nur viele Gedichte – Liebenslyrik, Naturgedichte und Gedichte mit sozialer Thematik -, sondern machte das kasachische Volk auch mit der Lyrik anderer Völker bekannt. Mit vielen seiner Nachdichtungen traf er die Empfindungen seiner Landsleute so genau, dass seine Verse im Nu bekannt wurden und von Mund zu Mund gingen. Sie wurden echtes literarisches Eigentum des kasachischen Volkes. So geschah es auch mit dem Gedicht Goehtes, das Abai in der russischen Nachdichtung Michail Lermontows («Горные вершины») kennenlernte.

Abai starb am 6. Juli 1904.

Der grosse Nationaldichter des kaschischen Volkes wird in seiner Heimat in allen Städten geehrt. In Astana, in Almaty, in Semej und vielen anderen Städten tragen die zentralen Strassen seinen Namen, ebenso grosse Institute und wichtige kulturelle Gebäude.


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