Vorlesung 6. Phonetische Einheiten

 

Hier wollen wir einen Überblick der Grundeinheiten der Phonetik geben (gemeint ist die weitere Auffassung der Phonetik als einer Disziplin mit mehreren Teilgebieten, darunter auch die Phonologie).

 

Das Phon ist ein unlassifizierter, phonetischer Laut (Ebene der parole, Sprechlaut).

Das Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Einheit der Sprache (Sprachlaut).

Die Silbe ist eine Sprecheinheit, die grundsätzlich keine Bedeutung trägt. Die Silbe ist die kleinste prosodische Konstituente. Sie entsteht auf dem Wege der natürlichen Gliederung des Redestroms, was durch Physiologie des Atmungsvorgangs bedingt ist. Eine Silbe ist immer der minimale Abschnitt des Redestroms, die kann nicht kleiner als ein Laut und nicht größer als ein Wort sein.

Das phonetische Wort (Akzentgruppe, rhythmische Gruppe) ist eine Silbengruppe, die einen gemeinsamen Akzent hat [Панов 1979:79]. Es kann bald aus einem, bald aus einigen Wörtern bestehen auf sich nehmen, zu sich kommen. Manche Wörter bestehen aus einigen phonetischen Wörtern: свеже|выкрашенный.

Das Syntagma (der Sprechakt): das ist eine Gesamtheit von Akzentgruppen, die durch situativ bedingte sinngemäße Akzentuierung, Pausensetzung, Melodieführung (terminalen od. progredienten) unter Berücksichtigung der kommunikativen Zieleinstellung im Satze entstehen. Bei der Hervorhebung des Neuen (des Rhemas) und besonders bei der kontrastierenden Hervorhebung können gewöhnliche Sprechakte reduziert werden:

Unsere Gruppe (psychologische Pause) ↑geht heute Abend ins Theater↓.

Unsere Gruppe geht heute Abend ins Theater↓.

Syntagmatische Pausen gliedert man in die logisch-grammatischen (zwischen Sätzen und Satzteilen) und psychologische ein. Sie haben differenzierende Funktion. Die Syntagmen sind von einander durch Pausen, durch die Betonung und die Melodieführung abzugrenzen.

Der Ausspruch istdie größte phonetische Einheit, in welche die menschliche Rede zerfällt. Der Ausspruch ist sowohl nach seinem Inhalt als auch nach seiner grammatischen und lautlichen Struktur ein abgeschlossenes Ganzes, das durch eine besondere aussagende, fragende oder ausrufende Intonation gekennzeichnet wird.

 



Vorlesung 7. Vokale und Konsonante: artikulatorisch-akustische Merkmale

Die Grenze zwischen Vokalen (Selbstlauten) und Konsonanten (Mitlauten) ist nicht immer eindeutig. Die Einteilung der Phoneme in Vokale und Konsonanten erfolgt in der Regel nach folgenden Kriterien:

· Die Vokale sind Silbenträger und die Konsonanten sind keine. Eine Ausnahme bilden aber die Sonanten, vgl. machen, sagen;

· Die Vokale sind Öffnungslaute und die Konsonanten sind Hemmungslaute (Verschluß- oder Engelaute). Eine Ausnahme bildet aber /h/;

· Die Vokale sind Stimmlaute und die Konsonanten sind Geräuschlaute. Eine Ausnahme bilden aber die Sonanten [Popov 2002].

Vokalische Artikulation ist normalerweise stimmhaft [Lehmann 2011]. Die relevanten Abwandlungen bestehen in Änderungen des Rachen- und Mundraums. Diese werden durch Zunge und Lippen bewirkt. Da kein Kontakt zwischen den Artikulationsorganen zustandekommt, ist auch die Artikulationsstelle nicht leicht zu bestimmen. Die Zungenposition wird durch zwei Parameter beschrieben, die sich i.w. auf die vertikale und horizontale Dimension des Raums beziehen:

- Zungenhebung bzw. Geschlossenheit des Vokals und variiert zwischen ‘offen’ und ‘geschlossen’, auch ‘tief’ vs. ‘hoch’ genannt;

- Position des Zungenkörpers zur Wirbelsäule/Rachenrückwand. Traditionell spricht man von ‘Vorder-’ und ‘Hinterzungenvokalen’. Die betreffenden Artikulationsstellen sind das Palatum bzw. das Velum, so daß man auch von palatalen bzw. velaren Vokalen spricht [Ebd.].

 

Konsonanten sind Laute mit einer Konstriktion (Zusammenziehung: Verschluß oder Enge), die mindestens bei ihrer Lösung (bei Frikativen auch während ihrer Dauer) Turbulenz erzeugt. Sie benutzen also eine Schallquelle, die von der für Vokale (und allgemein stimmhafte Laute) benutzten, nämlich dem Kehlkopf, unabhängig ist und aperiodische Schwingungen, also Geräusch erzeugt [Ebd.].

Wenn Konsonanten stimmlos sind, hört man ausschließlich die Turbulenz. Wenn stimmlose Konsonanten vollständigen Verschluß haben, hört man nichts. Man kann also stimmlose Plosive wie [p t k] nicht hören und daher während ihrer Artikulation auch nicht voneinander unterscheidendie Artikulationsstellen von Konsonanten ergeben sich als Kombination aus einem Artikulator und einem Artikulationspunkt [Ebd.].

 




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