Text 4. Windkraft in Deutschland

 

Die Idee ist uralt: schon die Müller nutzten im Mittelalter die natürliche Kraft des Windes, um in ihren Windmühlen Korn zu mahlen. Spätestens mit Ölkrise in den 70er Jahren erkannte man, dass diese alte Idee Zukunft hat. Brennstoffe wie Öl und Kohle gibt es nur begrenzt auf der Erde. Sie sind deshalb teuer. Wind, Sonne und Wasserkraft gibt es nahezu unbegrenzt. Darum spricht man von erneuerbaren Energie. Die Nutzung dieser Energien schont die Umwelt und macht die Bundesrepublik etwas unabhängiger vom internationalen Energiemarkt. Auf der Klimakonferenz in der japanischen Stadt Kyoto 1997 haben die Industrieländer beschlossen, ihren Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren. In der Europäischen Union sollen die Emissionen bis 2012 um acht Prozent sinken. Deutschland erklärte sich sogar bereit, 21 Prozent weniger Kohlendioxid zu produzieren. Der Ausbau der Windenergie ist dabei entscheidend, um dieses Ziel zu erreichen.

Deutschland ist weltweit die Nummer eins in Sachen Windkraft. Knapp 20 000 Windenergieanlagen stehen bereits in Deutschland. Mit einer Gesamtleistung von 23 000 Megawatt liefern sie genug Strom, um 7,2 Prozent des deutschen Energiebedarfs zu decken. Das ist erst der Anfang. Am 1. Januar 2009 wird ein neues Gesetz geben, das erneuerbare Energie noch stärker fördern wird. Darin setzt sich die Bundesregierung das Ziel, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energie an der Stromversorgung auf 30 Prozent zu erhöhen. Darum werden immer mehr Windparks gebaut. Günstige Standorte sind jedoch begrenzt. Der stärkste Wind weht im flachen Norddeutschland, vor allem in Küstennähe, wo schon heute viele Anlagen stehen. Auch dürfen die Windräder nicht zu nah an Wohn- und Naturschutzgebieten errichtet werden, weil sie laut sind. Deshalb sollen ältere Windräder durch modernere ersetzt werden. Außerdem sollen mehr Windparks in der Nord- und Ostsee entstehen.

Der Bau auf dem offenen Meer ist technisch kompliziert. Die größten Windkraftanlagen sind über hundert Meter hoch und ihre riesigen Flügel decken die Fläche eines halben Fußballfeldes ab. Deutsche Ingenieure haben das nötige Know-how und genug Erfahrung, um solche Anlagen aufzubauen. Und das nicht nur im eigenen Land. Die deutsche Technologie ist auf der ganzen Welt gefragt. Derzeit boomt die Windkraft besonders in den USA und China. Mit 28 Prozent Marktanteil gehört Deutschland zu den größten Exporteuren für Windkraftanlagen. Dagmar Glück, „Vitamin DE“, Nr. 39, 2008

Text 5. IMMER MEHR STUDENTEN MÜSSEN JOBBEN.

Bonn (dpa) – Immer mehr Studenten müssen für ihren Lebensunterhalt jobben. In den alten Bundesländern sind dies inzwischen 69 Prozent, im Osten 57. Zugleich verliert das Bafög bei der Finanzierung des Studiums immer mehr an Bedeutung: Im Westen bekommen nur noch 24 Prozent während des Regelstudienzeit staatliche Unterstützung. 1982 waren dies noch 44,2 Prozent. Dies geht aus der vom Deutschen Studentenwerk (DSW) und dem Bundesbildungsministerium vorgelegten neuen Sozialerhebung hervor. Aber auch im Osten ist die BAföG- Quote in den vergangenen drei Jahren von 56,4 Prozent gesunken.

Durchschnittlich 13,2 Stunden pro Woche wenden die Studenten nach der Sozialerhebung für die Nebenjobs auf. Ihr Durchschnittsverdienst liegt dabei im Westen bei 635 Mark pro Monat, im Osten bei 417 Mark. Rund 14 Prozent der Studenten hätten gar eine Halbtagsbeschäftigung von mehr als 20 Stunden angenommen. Eine Folge dieser Jobberei sei, dass die Studenten ihre Abschlüsse immer mehr hinauszögerten und sie auch immer älter würden, klagte DSW-Präsident Hans-Dieter Rinkens. 1997 waren im Westen 31 Prozent der Studenten älter als 27 Jahre, 1994 waren dies erst 23 Prozent. In den neuen Ländern sind dies 14 Prozent gegenüber sieben Prozent.

In den alten Ländern gibt ein „Normalstudent“ durchschnittlich 1 238 Mark pro Monat für seinen Lebensunterhalt aus (1994: 1 231 Mark). Der Großteil geht dabei für Miete drauf (452 Mark). Im Osten stiegen diese Lebenshaltungskosten in den letzten drei Jahren von 847 Mark auf 1 009 Mark. Dabei schlägt vor allem der Anstieg der Mietsausgaben (von 212 auf 320 Mark) zu Buche.

Nach wie vor sind Studenten aus Familien der unteren sozialen Schichten an den Hochschulen deutlich unterrepräsentiert. Von 100 Arbeiterkindern studieren im Westen nur 14, von 100 Angestellten-Kindern dagegen 39. Beide Gruppen machen nach wie vor je ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Von 100 Beamten-Kindern studieren gar 56. Bei den Selbstständigen beträgt diese Studierquote 47 Prozent.

Im Osten gehen sogar noch weniger Arbeiterkinder zur Hochschule. Dort studieren nur neun von 100. Dagegen besuchen 62 von 100 Selbstständigen-Kindern die Universität oder die Fachhochschule. Bei den Angestellten und Beamtem beträgt die Studierquote 31 Prozent. Im Westen wie im Osten gilt: Hat Vater oder Mutter studiert, so ist auch für die Kinder der Hochschulbesuch selbstverständlich. „Neues Leben“, 1999

 


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