Text 5: Jugend heute – Sprache und Werte

von Wilhelm Siemers

„Oberaffengeil!“ Wer denkt, hier habe er es mit aktueller Jugendsprache zu tun, ist auf dem Holzweg. Dieser Ausdruck von Entzückung ist bei heutigen Jugendlichen längst out und eher etwas für ihre Väter. Die deutsche Jugendsprache von heute ist weniger durch die Verwendung von exotischen Wörtern und durch Benützung einer „Fäkalsprache“ gekennzeichnet.

Die Sprache der Jugend ist heute keine Sondersprache einer bestimmten Gruppe, sondern der spielerische Umgang mit Sprache und Gesprächskontexten. Die Ausdrücke, die die jungen Leute benutzen, finden sie vor allem in den Medien. Angesagte Moderatoren bei den Musiksendern wie MTV oder VIVA sind Trendsetter der aktuellen Jugendsprache. Daraus basteln sich die Heranwachsenden etwas Neues – ihre eigene Sprache. So hat fast jede Jugendszene ihre eigene Ausdrucksweise und der jeweilige Sprachstil der Jugendlichen ist abhängig vom kulturellen Hintergrund. Zu diesem Ergebnis kommt der Sprachwissenschaftler Peter Schlobinski.

Jugendsprache – Sprach- und Werteverfall?

Diese Einschätzung ist relativ neu. Erst in den fünfziger Jahren begannen die Wissenschaftler in Deutschland mit der Erforschung der Jugendsprache. Doch das, was die Forscher damals herausfanden, gab ihnen Anlass zur Sorge: Sie sahen im Sprachgebrauch der Jugend einen Verfall der deutschen Sprache und verurteilten die Jugendsprache als den Jargon einer gesellschaftlichen Ranggruppe. Die Wissenschaftler gingen noch weiter: die Werte und die Weltanschauung dieser jungen Generation ließen sich mit der Welt der Erwachsenen nicht vereinbaren. Der Konflikt zwischen den Generationen wurde anhand des Sprachgebrauchs deutlich. Heute fällt das Urteil der meisten Forscher viel milder aus. Gab es in den sechziger und siebziger Jahren noch so etwas wie eine einheitliche Sprache der Jugend, die sich durch eine politische Haltung und eine kritische Auseinandersetzung mit der Elterngeneration beschreiben lässt, so seien die Sprachstile der Jugendlichen spätestens seit den achtziger Jahren und vollends seit den neunziger Jahren der Ausdruck einer vielfältigen Jugendkultur geworden, meint der Linguist Schlobinski. So gebe es weder einen Sprachverfall unter den Jugendlichen noch eine Auflösung der Werte. Neue Forschungen würden sogar zeigen, dass die deutsche Jugend heute klare Werte vertritt.

Shell Jugendstudie – ein stabiles Wertesystem

Die 15. Shell Jugendstudie ist zum Schluss gekommen, dass die jungen Menschen heute über ein stabiles Wertesystem verfügen. Obwohl sich die Zukunftsperspektiven aufgrund der Situation auf dem Lehrstellen- und Arbeitsmarkt nicht verbessert haben, stellen sich die Jugendlichen den Herausforderungen von Beruf und Familie. „Was auch auf sie zukommt – sie suchen eine Lösung und lassen sich dabei nicht entmutigen“, ist der Tenor der Studie. Vor dem Hintergrund der unsicheren Zukunft gewinne die Familie wieder stärker an Bedeutung. 72% der Jugendlichen sind der Meinung, dass man eine Familie brauche, um wirklich glücklich leben zu können. „Das eigene Elternhaus ist wieder zu einem Heimathafen der Jugendlichen geworden“, sagt Ingo Leven, einer der Mitautoren der Untersuchung. Dies habe damit zu tun, dass die Eltern heute viel mehr auf Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingingen als früher. Einen Konflikt zwischen Generationen gebe es nicht. Im Gegenteil: „Jugendliche haben heute größeren Respekt vor der älteren Generation“, heißt es in der Jugendstudie. Auch sprachlich komme es zwischen den Generationen heute zu keinen Missverständnissen mehr: Wenn Vater etwas „oberaffengeil“ findet, weiß Sohnemann, dass irgendetwas „megacool“ ist.

Worterklärungen

auf dem Holzweg sein – ошибаться;

Entzückung, die – восторг;

Verfall, der – (постепенное) разрушение, упадок, падение, постепенная гибель;

Moderator/-in, der/die – ведущий (радио- или телепередачи), телекомментатор, модератор;

Trendsetter, der – усиливающий (модные) тенденции;

ausfallen – получаться, выходить;

Auseinandersetzung, die – разногласие, полемика, столкновение;

Auflösung, die – распад;

stellen sich etw. (Dat.) – признавать, принимать;

an Bedeutung gewinnen – приобретать значение;

zukommen auf jmdn. (Akk.) – зд.: ожидать кого-л.;

Heimathafen, der – родной очаг;

eingehen auf etw. (Akk.) – принимать во внимание, удовлетворять что-л.;

der Tenor – содержание, текст (документа, письма)

Sohnemann, der – сыночек, сынок (разг).

Aufgaben

1. Gebrauchen Sie die Vokabeln aus der Wörterliste in Situationen oder schreiben Sie Beispiele damit.

2. Beantworten Sie die Fragen

Wodurch war die Jugendsprache von Früher gekennzeichnet?

Wie verstehen Sie den Ausdruck: “der spielerische Umgang mit Sprache und Gesprächskontexten“?

Wer ist Trendsetter der Jugendsprache von heute? Finden Sie das positiv oder eher negativ?

Wie hat sich die Jugendsprache in den letzten 40–50 Jahren verändert? Warum?

Erklären Sie, was man unter dem Sprachverfall und unter der Auflösung der Werte verstehen kann?

Wie sind die Werte der Jugend von heute nach der Shell Studie?

3. Die Shell Studie hat eine sehr positive Entwicklung bei den Jugendlichen in Deutschland festgestellt. Wie ist Ihre Meinung über die Werte Ihrer Altersgenossen in unserem Land?

4. Führen Sie eine Diskussion mit Ihren Studienkollegen über das Thema „Welche Werte sind für meine Generation besonders aktuell? Gibt es keinen Generationenkonflikt oder ist er ewig? Wie kann man ihn überwinden?“ durch.

5. Erzählen Sie möglichst ausführlich über die Jugendsprachen, benutzen Sie die Informationen der beiden Texte, schlagen Sie auch in anderen Nachschlagewerken nach.

6. Übersetzen Sie ins Deutsche

Молодежный сленг представляет собой интереснейший лингвистический феномен.

Его существование ограничено не только возрастными рамками, что ясно из его номинации, но и социальными, пространственными и национальными границами.

Расширение международных связей, увеличение контактов благодаря глобальному распространению сети Интернет, политическое объединение Европы способствуют самой активной молодежной коммуникации.

Психологически данное явление можно объяснить следующим образом: «дети» уже не хотят быть детьми, а «во взрослые» их ещё «не пускают».

В результате образуются молодежные субкультуры, как своеобразные социальные пространства, где собираются равные по возрасту, статусу, социальному положению и роду занятий юноши и девушки.

Такие объединения способствуют выработке ими своего собственного языка на основе их родного языка, на котором говорят все граждане страны.

Такой язык позволяет «отдалить» тех, кого представители данной субкультуры считают чужими, и «сплотить» тех, кого они считают своими.

В категорию чужих они относят, прежде всего, взрослых и представителей других молодежных субкультур.

7. Für die Kühnen gibt es noch einen Jugendsprache-Quiz.

Es geht dabei um die Sprache der deutschen Schüler. Versuchen Sie zu erraten, welche Etymologie Problemwörter haben.

Wenn es zu schwer ist, schlagen Sie die Lösungen im Schlüssel nach.

1) In der Schule stößt du immer wieder auf neue Gesichter. Einige Keulen sind auch dabei. Was verbirgt sich hinter dem Begriff?

a) Echt widerliche Menschen, bloß schnell weg hier!

b) Damit sind die hübschen Mädels gemeint, die leider immer seltener werden.

c) Keulen sind Leute die einen überaus breiten Oberkörper haben.

2) Du bist schon mehrere Male als Homie bezeichnet worden... Wie schätzen dich deine Freunde ein?

a) Sie meinen, du seiest ein Stubenhocker.

b) Ein Homie fühlt sich überall zu Hause.

c) Für sie bist du einfach ein guter Freund.

3) In der Pause jongliert ihr immer mit dem Fußball. Heute fehlt dem Spiel aber einfach der Flow. Was ist damit gemeint?

a) Der Flow heißt normalerweise Florian und hat heute keine Zeit.

b) Da keine Tricks gelingen, fehlt die Ästhetik.

c) Es sind keine Zuschauer da, weil der Mathelehrer wieder mal überzieht.

4) Bei dem neuen Religionslehrer gibt es einiges zu ömmeln. Was versteht man darunter?

a) Das bedeutet, dass die Schüler viel Arbeit haben.

b) Die Schüler schimpfen viel.

c) Es gibt etwas zu lachen.

5) Bei den Kids ist zurzeit simsen große Mode. Im Klartext heißt das:

a) Versenden von Nachrichten (SMS) per Handy.

b) Herumgeben von Papierzetteln während des Unterrichts.

c) Tuscheln und gegenseitiges Anmachen unter der Stunde.

6) Foliengriller, Balkonraucher und Warmduscher gelten bei Jugendlichen als:

a) Mathelehrer

b) Pflichtbewusste Menschen

c) Schwächlinge

7) Schon wieder den Bus nach Hause verpasst. Dann ist halt Hitchen angesagt! Was unternimmt man dabei?

a) Man trampt nach Hause.

b) Man rennt nach Hause.

c) Man schlendert nach Hause.

8) Abseits des Pausenhofs sieht man öfters mal einen Komposti laufen. Wer/was ist damit gemeint?

a) Sehr umweltbewusste Menschen, die sprichwörtlich den „grünen Daumen“ besitzen.

b) Ein Außenseiter.

c) Jemand, der kein Jugendlicher mehr ist.

Lesen Sie den Text „Blogs – die neue Gedankenfreiheit“, Führen Sie die weiteren Aufgaben zum Text aus.


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